„Der 6. August 1945, an dem die erste Atombombe über Hiroshima gezündet wurde, bezeichnet die eigentliche Zeitenwende. Als Tag Null bezeichnet der Philosoph Günther Anders den 6. August, der ein neues Zeitalter der Weltgeschichte eingeleitet habe.
Durch die Entwicklung der Atombombe und die Bereitschaft, sie einzusetzen, habe der Mensch erstmals gezeigt, dass er alles Leben auf diesem Planeten auslöschen kann. […]“ So beginnt ein fundierter Beitrag von Ute Rippel-Lau auf Telepolis, der unter https://www.telepolis.de/features/Zeitenwende-und-Hiroshima-9822288.html verlinkt ist und ausführlich die Hölle von Hiroshima beschreibt.
Wer vielleicht hoffte, im aktuellen sich liberal verstehenden Blätterwald (z. B. Süddeutsche, Neue Züricher Zeitung, Frankfurter Allgemeine, HNA etc.) passende Meldungen zu finden, wurde zwar überwiegend enttäuscht, konnte aber bei der Berliner Zeitung fündig werden: https://www.berliner-zeitung.de/panorama/atombombenabwurf-ueber-hiroshima-erinnerung-mit-zukunft-li.375470
IPPNW-Pressemitteilung vom 05. August 2024:
Nie wieder Hiroshima, nie wieder Nagasaki: Jede Atomexplosion schadet Generationen
IPPNW fordert klares Bekenntnis gegen Atomwaffentests
Die IPPNW gedenkt der Opfer der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki und fordert anlässlich des 79. Jahrestages ein klares Bekenntnis der internationalen Gemeinschaft gegen die Wiederaufnahme von Atomwaffentests. Atomexplosionen gefährden nicht nur die Gesundheit und das Leben heutiger Generationen, sondern auch die zukünftiger.
Die Abwürfe von Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki waren nicht die einzigen atomaren Explosionen, die menschliches Leid und Umweltzerstörungen verursachten. Weltweit gab es über 2.000 Atomwaffentests, welche die Menschen in den ehemaligen Testgebieten noch heute belasten.
“Ein Blick in die Geschichte zeigt die Folgen der Atomwaffeneinsätze in Hiroshima, Nagasaki, den Marshallinseln, Kasachstan, Nevada, Algerien, Australien, Französisch-Polynesien, Lop Nor und anderswo: die Menschen leiden an Krankheiten und an den Umweltfolgen, teilweise bereits in fünfter Generation. Die IPPNW dokumentiert die Geschichten dieser Überlebenden und gibt ihnen eine Stimme. Wir fordern Gerechtigkeit für die Betroffenen und die Sanierung ihrer Regionen,” sagt Dr. Angelika Claußen, Co-Vorsitzende der IPPNW.
Aktuell droht eine Wiederaufnahme der Atomwaffentests. Berater*innen von Donald Trump stellten für den Fall einer erneuten Präsidentschaft die Idee vor, wieder Atomwaffenversuche durchzuführen. Auch das “Project 2025”, ein Manifest für eine mögliche Wiederwahl Trumps, sieht eine Wiederaufnahme der Atomtests vor.
Sollten die Vereinigten Staaten wieder Atomwaffen für Testzwecke detonieren, würde dies eine neue Ära des Leidens für Mensch und Umwelt einläuten. Die erneute Kontamination hätte massive Folgen für die Gesundheit und Lebensweise der betroffenen Bevölkerung. Zudem könnte es Russland und möglicherweise China provozieren, ebenfalls wieder Atomwaffen zu testen – was die katastrophalen Konsequenzen vervielfachen würde.
Seit 1996 gibt es ein internationales Atomtest-Moratorium, doch der Vertrag über ein umfassendes Verbot aller Atomtests konnte aufgrund fehlender Ratifikationen bisher nicht in Kraft treten. Eine Wiederaufnahme von Atomwaffentests wäre das Ende dieses Vertrages, der eine starke internationale Norm gegen Atomtests etablierte.
Derzeit halten die USA, Russland und China Teile ihrer Atomtestgelände für eine Wiederaufnahme der Tests bereit. Einige Expert*innen bezweifeln jedoch, dass eine Rückkehr zu unterirdischen Explosionen nach 30 Jahren ohne unverhältnismäßigen Aufwand machbar sei. Die USA verfügen über genügend Daten aus alten Tests, um hochpräzise Testsimulationen durchzuführen, die die Erweiterung und Modernisierung des nuklearen Arsenals ermöglichen. Russland und China führten weniger Atomwaffentests durch und investierten weniger in deren computergestützte Simulation. Für sie wäre eine Wiederaufnahme von Atomtests durch die USA eine Gelegenheit, selbst mehr Daten zu sammeln. Eine solche Entwicklung muss unbedingt verhindert werden, da die Konsequenzen für die Menschheit und die Ökosysteme verheerend wären.
Ein Verbot von Atomwaffentests ist ein Bestandteil des UN-Atomwaffenverbotsvertrags, der 2021 in Kraft trat und von knapp der Hälfte aller Staaten unterschrieben wurde.
Weitere Informationen:
IPPNW-Website zu den Geschichten von Überlebenden der Atomwaffentests: survivors.ippnw.de
„Zeitenwende und Hiroshima“, Gastbeitrag von IPPNW-Vorstandsmitglied Ute Rippel-Lau
„Geschichte zeigt: Atomwaffen sind keine Sicherheitsgarantie“, Gastbeitrag von IPPNW-Mitglied Rolf Bader
Sehr beeindruckende Dokumentation über den Gebrauch von Atombomben:
https://www.ippnw.de/startseite/artikel/de/nie-wieder-hiroshima-nie-wieder-nag.html
dpa_7420995_atombombe_hiroshima
Immer noch aktuell: Text des Kasseler Friedensforums 2023
Am 6. August 1945 warf ein US-Kampfbomber über Hiroshima die erste Atombombe ab. Nur drei Tage später, am 9. August, folgte der Abwurf einer Plutoniumbombe auf Nagasaki.
In Hiroshima waren in einem Umkreis von einem halben Kilometer 90% der Menschen sofort tot. Es folgten eine ungeheure Druckwelle und Feuerstürme mit 250 km/h, mit Bodentemperaturen von 1000º C. Bereits nach 4 Monaten waren an den unmittelbaren Folgen in Hiroshima 136.000 und in Nagasaki 64.000 Menschen gestorben. Und das Leiden und Sterben ging und geht weiter…..
Haben die Menschen aus der Atombombenkatastrophe gelernt?
Nein! Die neun Atomwaffenstaaten, an der Spitze Russland und die USA, verfügen weiterhin nach Stand Anfang 2023 über 12512 Nuklearwaffen. Die Verpflichtung zur Abrüstung, die sich aus dem Atomwaffensperrvertrag ergibt, hat sich ins Gegenteil verkehrt. Das atomare Wettrüsten ist im vollen Gang. Die wachsende Rivalität der Großmächte, offene Drohungen sowie das Risiko eines technischen oder menschlichen Versagens, lassen das Schlimmste befürchten.
Ja! Am 8. Juli 1996 hat der Internationale Gerichtshof festgestellt, dass die Androhung und der Einsatz von Atomwaffen völkerrechtswidrig sind.
Am 26. März 2010 forderte der Bundestag fraktionsübergreifend die Bundesregierung auf, sich für den Abzug der in Büchel/Eifel verbliebenen US-Atombomben einzusetzen.
Nein! Dieser Beschluss wurde bis heute von keiner Bundesregierung umgesetzt. Die Modernisierung dieser Atombomben wird sogar von der Bundesregierung mit erheblichen finanziellen Mitteln unterstützt.
Ja! Am 7.Juli 2017 beschlossen 122 der 193 UN-Mitgliedsstaaten einen Vertrag zum Verbot von Atomwaffen. Dieser trat am 22. Januar 2021 in Kraft. Bis September 2022 haben den Vertrag 91 Staaten unterzeichnet und 68 ratifiziert.
Nein! Die Bundesregierung hält daran fest, sich an der nuklearen Drohung der US-Amerikaner zu beteiligen, was als „nukleare Teilhabe“ bezeichnet wird. Das bedeutet: Kein Beitritt zum Atomwaffenverbots-Vertrag, Kauf von atomwaffenfähigen F 35-Kampfjets.
Zusätzlich einigten sich Deutschland, Frankreich und Spanien am 18.11.22 endgültig auf das Luftkampfsystem (FCAS), bestehend aus Kampfjets und Drohnen. Das Projekt wird durch unterschiedliche Interessen der beteiligten Rüstungskonzerne verzögert.
Ja! Die Stadtverordnetenversammlung Kassel beschloss am 20. Mai 2019, den ICAN-Städte-Appell zu unterstützen. Dieser Appell sollte den Druck auf die Bundesregierung erhöhen, den UN-Vertrag zum Atomwaffenverbot zu unterschreiben.
Nochmal Ja! Wir werden uns weiter einsetzen: Für den Abzug der US-Atombomben in Büchel/Eifel, für das Verbot von Atombomben, für Abrüstungsverträge, für eine Welt ohne Atomwaffen.