Kombinatorische Gedanken beim Sonntagsfrühstück
Es ist einfach so: Anfang Februar, grauer Ausblick zum Fenster raus, noch Erinnerung an buntes Faschingstreiben am Vorabend im TV, aber keine Karnevalshochburg in Reichweite, sowieso immer höchstens mal mit roter Pappnase verkleidet, zum Kaffee mit dem Brötchen einen Rest Teewurst hinuntergeschluckt – da fällt der bisher gelangweilte Blick auf die bunte Plastik-Verpackung, ein Näpfchen, neben dem sein Plastik-Deckel liegt. Nachher kommt beides in den gelben Sack. Müll!
Nun könnte einem die Frage nach einem sprachlichen Zusammenhang zwischen Müll und der Arbeit eines Müllers einer Mühle in den Sinn kommen. Aber da haben wir ja ein kleines Kunstwerk!
Himmelblauer Himmel mit Wölkchen über scheinbar grüner Insel, einer Hallig ähnlich, mit einer roten Mühle im Vordergrund nebst Firmenname. Daneben die Versprechen lauter guter Eigenschaften und die pflichtgemäße Auflistung der Zutaten.
Um also uns vor dem Supermarktregal stehende Kundinnen und Kunden zum Kauf zu bewegen, wurde ein Heer von Menschen mit unterschiedlichsten Berufen vom Raffinerie-Maschinenführer über Diplom-Chemikerinnen und Form-Designern bis hin zu Werbe-Grafikern, -Druckern und -Psychologinnen beschäftigt. Tausende Arbeitsplätze für den bunten Plastik-Müll, von dem wir Deutschen angeblich EU-weit am meisten von diesen aus Erdöl gewonnenen Kunststoffen produzieren.
Ach – war da nicht neulich eine Meldung, Deutschland sei wieder Europameister der Rüstungsindustrie? Was haben also Hochrüstung und Plastik-Müll gemeinsam?
Vom Stahlkocher bis zum IT-Ingenieur und -Programmierer tausende Arbeitsplätze. Und natürlich die fröhlichen Aktionäre im In- und Ausland, die sich über steigende Kurse an der Börse freuen. Kapitalismus pur. Global.
Deren Dividende steigt auch – aber viel schneller als die der Lebensmittelkonzerne! Also ist am (Ukraine-)Krieg eben mal wieder mehr zu verdienen als am Frieden.
Trotzdem habe ich mir als Abschluss des Frühstücks einen (Plastik-)Becher Mousse au chocolat schmecken lassen. Kleiner friedlicher Luxus eben.