Bitte nicht staunen! Wie Stimmungsmache zum Verbraucher kommt.

Kriegsertüchtigung aktuell im Supermarkt unter Kultur, Hobby, Reisen

Hat der oder die kaufmännische Angestellte beim Einräumen des Zeitschriftenregals etwa seinen bzw. ihren Sinn für Ironie bewiesen? Beim eiligen Gang in Richtung Putzmittel fällt der zufällige Blick links in Augenhöhe auf wirklich unerwartete Bilder: Panzer, historische Infanteristen im Schützengraben, Ortsangaben mit Jahreszahlen. Die früheste: Friedland 1807, Napoleons fatalster Sieg (ganz unten!). Die späteste: Riesenposter D-Day (das war 1944 die Landung der Amerikaner in der Normandie, ganz oben, wie versteckt). Dazwischen posaunt CLAUSEWITZ, „Das Magazin für Militärgeschichte“: „Ostpreußen 1914, Wie das Ostheer die Niederlagen in einen Sieg verwandelte“. Etwa eine bislang unbekannte Heldengeschichte?

Es gibt auch Aktuelles: UKRAINEKRIEG Ursachen und Verlauf kompakt erklärt (links). Das hört sich ja richtig neutral an. Im „Erlebnisberichte – Großband“ (rechts) der pompöse Titel „Jagdkommando Reimers“. Auch „Panzergrenadiere – Technik und Einsatz“ oder „Der Gepard – Der beste Flak-Panzer der Welt?“ unterbrechen das offenbar langweilige Friedensgesülze und haben einen abenteuerlichen Akzent.

Zum besseren Orientierung sandte heute das Kasseler Friedensforum diesen Aufruf:

Massive Aufrüstung, Großmacht- und Führungsansprüche und die mentale Militarisierung der deutschen Politik haben atemberaubende Züge angenommen. So soll nicht nur die Bundeswehr kriegstüchtig gemacht werden, Wirtschaft und Gesellschaft sollen auf „Vaterlandsverteidigung“ getrimmt werden. Der EU-Wirtschaftskommissar erklärt: „Wir müssen in den Modus der Kriegswirtschaft wechseln“.

Profiteure der Militarisierung der Wirtschaft sind die Rüstungskonzerne und ihre Zulieferer, während die große Mehrheit der Lohnabhängigen und sozial Benachteiligten die ökonomischen und sozialen Lasten tragen müssen. Priorität für Aufrüstung und Militär heißt Sozialabbau und Kürzungen bei Gesundheit, Bildung, Umwelt und Infrastruktur. Der 100-Milliarden-Euro-Schuldenfond für die Bundeswehr, 32 Milliarden an die Ukraine, und weitere Ausgabensteigerungen, um das 2%-Ziel der NATO zu erfüllen und zu übertreffen, zeigen, wohin die Reise geht. Die Schuldenbremse soll für alle gelten – außer für die Bundeswehr – und wird so zum Sturmgeschütz gegen die Interessen der Lohnabhängigen und Gewerkschaften.

Dagegen setzen wir: Friedenspolitik und Sozialpolitik gehören zusammen. Wer den Sozialstaat will, muss gegen Aufrüstung und Kriegsbeteiligung kämpfen.

Dazu bietet das Kasseler Friedensforum ein Webinar an: Dienstag, 18.06.2024, 18.00 h, Wir bitten um Anmeldung unter folgendem Link:

https://us02web.zoom.us/meeting/register/tZ0vduyqrzoqGt0cuL7sq6C9jGmUIB-ErxZ_Wir schicken dann die Einwahldaten zur Teilnahme am Webinar.

Die Wahlbeteiligung liegt bei: 62,16 %

Im Prinzip müssten doch die Bürger und Bürgerinnen der Hansestadt Korbach mit dem Ergebnis der Bürgermeisterwahl zufrieden sein. Natürlich ohne die eine Mitbewerberin und die drei Mitbewerber, die ebenfalls angetreten waren sowie deren Wähler. Jedenfalls müssen diese nicht noch einmal zu einer Stichwahl an die Wahlurnen. Kandidat Stefan Kieweg erreichte auf Anhieb 58,79 Prozent. Da könnte man ja guten Gewissens gratulieren. Ist nun alles in Butter?

„Ja sicher“ wird der Gewinner ebenso wie seine Wähler auf diese Frage antworten. Denn die Frage nach der Mehrheit scheint ja jetzt keine mehr zu sein. Mehrheit ist Mehrheit pflegen die Formalisten zu argumentieren.

Alle schwärmen heutzutage von Demokratie, allerdings zu oft ohne konkretes Wissen über ihr Wesen, das sich nicht nur in Zahlen ausdrücken lässt. Wenn es um die zukünftige Gestaltung des eigenen Lebensraumes geht, dann schlägt die Stunde der Kommunalwahl.

Doch haben die angebotenen Bewerber anscheinend 37,84 Prozent der Wahlberechtigten nicht davon überzeugt, sich mit ihrer Stimmabgabe darum zu kümmern. Oder aber sie sind mit den bestehenden Zuständen schon zufrieden. Jedenfalls dürfte wirklich mehr Wahlbeteiligung nicht schaden.

Leider liegen vorerst noch keine Angaben über das Wahlverhalten der Erst- und Jungwähler vor. Ob die mit dem Wahlslogan Herrn Kiewegs „Klarer Kurs für Korbach“ in Bezug auf Lebensraumgestaltung (kaum Radwege) oder Freizeitangebote (abends) zufrieden sind, steht in den Sternen. Dazu könnte der städtische Streetworker bestimmt einiges erzählen.

Es folgt das Programm des Wahlgewinners.

Selbstverbrennung oder Kampf

Manuel Zimmermann: Wie ich Atomkraft-Gegner wurde und arbeitete

Es muss an einem Wochentag im April 1970 gewesen sein. Seit Februar unterrichtete ich in Kassel an der Möncheberg-Schule, einer Sonderschule, als „Außerplanmäßiger Lehrer“ (Apl.-Lehrer), wie damals die zweite Phase der Lehrer-Ausbildung hieß, und fuhr am Wochenende immer noch nach Gießen, wo ich bisher studiert und anschließend drei Semester als Forschungsassistent1 gearbeitet hatte, denn die Suche nach einer neuen Wohnung gestaltete sich schwierig. Ich hatte es wohl eilig, als ich den unteren Teil der Ludwig-Mond-Straße in Richtung Frankfurter Straße eilte, weil ich zur Mittagszeit kurz vor zwei an der Kreuzung ein preiswertes Restaurant aufsuchen wollte.

Da kam mir mit großen Schritten Hartmut Gründler entgegen. Wir hatten uns 13 Jahre zuvor in Imshausen bei Bebra freundschaftlich kennengelernt. Als wir uns gegenseitig erkannten begrüßten wir uns freudig. Hatte ich doch bis dahin kaum Bekannte in Kassel, und mir war er noch von Imshausen her überaus angenehm in Erinnerung, wo er Ostern 1957 vorher sogar bei meiner Verabschiedung (Foto) dabei war. Wie lange Hartmut dort war, weiß ich nicht. Vermutlich hat er sich ein Jahr lang als eine Art Praktikant um die Jungengruppe verdient gemacht. In seinen Biografien fehlt diese Zeit. Auf dem Foto, das mein Stiefvater damals von der „Abschiedszeremonie“ auf der Terrasse des Herrenhauses derer von Trott vor dem Rosenbeet machte, steht Hartmut mit seiner markanten Intellektuellen-Miene im Hintergrund am Türrahmen.

Meine Freude über die Begegnung war also enorm und ich schlug ihm vor, mit ins nahegelegene Restaurant zu kommen, um uns etwas über die inzwischen verstrichene Zeit zu erzählen. Zu meiner Enttäuschung lehnte er dies Ansinnen rigoros ab und erklärte mir, dass er gar keine Zeit habe, weil er sich mit einigen Leuten verabredet habe. Es gehe um Würgassen, sagte er. Auf meine Ahnungslosigkeit antwortete er etwa mit den Worten „Dort wird ein Atomkraftwerk gebaut. Das ist furchtbar gefährlich, für die gesamte Menschheit. Dagegen muss man unbedingt etwas tun!“, und verabschiedete sich schon. Aha, Würgassen also. Davon wusste ich nichts. Das liegt im östlichsten Westfalen an der Weser etwa 35 Kilometer nördlich von Kassel.2 Und ich hatte täglich meinen Nahkampf mit Schülern zu bestehen.

Obwohl in jener Zeit schon einige Jahre SPD-Mitglied und nun auch in Kassel politisch engagiert, war mir das Thema Atomenergie bis dahin kaum untergekommen. Als Schreiner, der auf dem Zweiten Bildungsweg Abitur gemacht und es nun bis zum Lehrer gebracht hatte, war ich natürlich auf soziale Ungerechtigkeiten und Bildungspolitik, die damals vor allem in der Auseinandersetzung um die Gesamtschule bestand, abonniert.

Im November 1977, als ich dann bei Frankenberg in Frankenau-Ellershausen gerade eine alte Mühle zum neuen Familienwohnsitz ausbaute, erfuhr ich aus Zeitung, Radio und Fernsehen von Hartmuts Selbstverbrennung, die er als letztes Mittel in seinem mittlerweile jahrzehntelangen Kampf gegen die Lügen und Verheimlichungen in der bundesdeutschen Atompolitik einsetzte. In der Zwischenzeit – damals noch Lehrer in Kassel – war ich aus der SPD ausgetreten, weil mich der Verrat an Idealen in der Partei empörte3. Aber ich hatte in ihr ein nützliches Instrument für öffentliche Auseinandersetzungen kennengelernt, von dem ich wusste, wie es gut funktioniert, wenn man Verbündete findet.4 Mir schien, Hartmut hätte besser nicht nur außerhalb sondern auch in dieser großen Organisation für seine Überzeugungen und gegen die Atompolitik des Bundeskanzlers Helmut Schmidts kämpfen sollen.5 6

Ziemlich genau fünf Jahre später – ich unterrichtete in Frankenberg/Eder, war seit einiger Zeit Mitglied in der „Bürgerinitiative Umweltschutz Frankenberg“ (BIUF) und hatte gerade das über alle Bereiche der Atomenergie informierende Buch „Friedlich in die Katastrophe“7 von Holger Strohm gelesen – hieß es Anfang Dezember 1981, im Wald bei dem nahen Bergdorf Wangershausen, einem Stadtteil von Frankenberg, solle eventuell eine Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) gebaut werden.8 Dass diese in Wahrheit eine Plutoniumfabrik war, wusste ich aus dem Buch, wie politische Willensbildung funktioniert und wie eine wirksame Pressearbeit gemacht werden muss, aus der SPD. Dies Wissen nutzte ich dann in der BIUF für den Kampf zur Verhinderung der WAA.

Geschickt hatte die Landesregierung nämlich Wangershausen als einen von zwei möglichen Standorten benannt, sodass in den BI-Diskussionen zunächst manche die endgültige Standort-Entscheidung abwarten wollten. Am Anfang, also kurz nach der ersten Nachricht vom 2. Dezember 1981, derzufolge bei Wangershausen ein WAA-Standort geplant sei, rief ich nach dem von mir angestrebten BI-Beschluss zum Widerstand noch am selben Abend einen mir aus meiner Kasseler Zeit bekannten Mann einer Kollegin, der als Journalist für dpa und Hessischen Rundfunk arbeitete, an und am übernächsten Tag war die Meldung hessen- und bundesweit bekannt. So wurde ich BI-Pressesprecher, folglich auch der Koordinationskonferenz aller rasch dazu kommenden BIs.

Denn ich wusste aufgrund meiner Erfahrungen als mehrfacher Studentenfunktionär und mehrjähriges aktives SPD-Mitglied, dass nur offenstehende politische Entscheidungen beeinflusste werden können, und zwar mit einer unkalkulierbar großen Zahl an Wählerstimmen, nicht aber durch einen Märtyrer-Tod.

Als Grundlage des Widerstandes musste jedenfalls die kompetente Information der ansässigen Bevölkerung organisiert werden. Das haben Studienrat Gerhard Kalden und der Referendar Kurt-Willi Julius in der Advents- und Weihnachtszeit 1981/82 mit Info-Abenden in den Ortschaften des Frankenberger Landes zum Thema „Was ist eine WAA“ so erfolgreich gemacht, dass sich jedesmal eine BI konstituierte und die neu gewonnenen Kenntnisse weiter vermittelte. So entstanden bis zu Beginn der Sommerferien 1982 schließlich 32 Bürgerinitiativen9 gegen die WAA rings um Wangershausen – auch über die Landesgrenze zu NRW – deren Sprecher ich geworden war.

Dieser furiose Start führte dazu, dass die Medien uns stets wohlgesonnen waren und einfallsreich über die von Anfang an phantasievollen Demonstrationen mit Teilnehmerzahlen von 5.000 bis 12.000 WAA-Gegnern berichteten. Das Ergebnis war höchst effektiv10. Sicher im globalen Maßstab nur etwas klein. Vielleicht hätte ich mich weiterhin und noch professioneller in den Widerstand gegen die Atompolitik einbringen sollen. Immerhin war es doch ein Erfolg für die zig-tausend Menschen in den Bürgerinitiativen – ohne Selbstverbrennung und ohne gewaltsame Aktionen.

Wir alle waren überzeugt, uns erfolgreich in die große Politik eingemischt und geholfen hatten, den Mächtigen zunächst ein ihnen wichtiges Projekt aus der Hand geschlagen zu haben: „Die FDP, die auf Bundesebene die sozialliberale Koalition bereits aufgekündigt hatte, scheiterte mit 3,1 % an der Fünf-Prozent-Hürde, SPD und Grüne erzielten zusammengerechnet zwar über 50 % der abgegebenen Stimmen, eine Zusammenarbeit kam aber für beide Parteien (noch) nicht in Frage. Daher gab es im Hessischen Landtag keine regierungsfähige Mehrheit. Der bisherige Ministerpräsident Holger Börner stand bis zur Selbstauflösung des Landtags und den vorgezogenen Neuwahlen im September 1983 einer geschäftsführenden Landesregierung vor.“ (Wikipedia)

Mein Name landete daraufhin offensichtlich auf einigen schwarzen Listen der Atom-Lobby. Dies will ich vorsichtshalber als Arbeitshypothese bezeichnen, um einige, meine existenziellen Möglichkeiten beeinträchtigenden Merkwürdigkeiten in meinem weiteren Lebenslauf zu erklären. Zu dieser Lobby darf zweifelsohne die FDP gerechnet werden. Denn schon bald nach Beginn unserer Anti-WAA-Kampagne erhielt ich aus absolut sicherer Quelle11 die Information, dass mein Name an erster Stelle auf einer rot umrandeten BI-Liste des hessischen Innenministers gegen die WAA in Wangershausen stand. Der Innenminister war damals Ekkehard Gries von der FDP. Dieselbe Partei stellte damals auch den Minister für Wirtschaft und Technik, Klaus-Jürgen Hoffie. Dieser hatte im April 1982 die Chuzpe, sich in der überfüllten Sachsenberger Festhalle einer Podiumsdiskussion „Pro und Kontra WAA“ zu stellen, in der er sich – konsequent seinem Parteiprogramm folgend – bedingungslos für die Nutzung der Atomkraft aussprach und sich mit seiner faktischen Unkenntnis bis auf die Knochen blamierte.

Denn die Menschen im Publikum hatten sich im Laufe der vorangegangenen fünf Monate selbst sachkundig gemacht, waren entweder nach Karlsruhe in die (damals defekte) Versuchs-WAA gefahren oder hatten sich durch Fachbücher und den Besuch einschlägiger Vorträge kundig gemacht. Hoffie aber konnte kaum die verschiedenen Radioisotope und deren Strahlung auseinander halten, wollte aber das demokratische Mandat als Berechtigung für höchst riskante Technologie-Entscheidungen ins Feld führen. Als ich ihn in der bis auf den letzten Platz gefüllten Halle fragte, wie er denn mit seinem vierjährigen Mandat beispielsweise die Erzeugung von Plutonium mit dessen Halbwertszeit von 24.000 Jahren verantworten wolle, applaudierte der ganze Saal und ihm fiel keine Antwort ein.

Für die Standortentscheidung der hessischen Landesregierung für Frankenberg-Wangershausen am 21. Juli 1982, kurz nach Ferienbeginn, waren wir Bürgerinitiativen deswegen gut vorbereitet, weil wir sie schon zuvor durch unsere informationelle Infrastruktur kannten. Für die Vorbereitung der für den folgenden Samstag geplante Großdemo hatten wir eine Telefonkette eingerichtet.

Hartnäckig hielt die FDP, im Gegensatz zu SPD und CDU (die beide auf lokaler Ebene der Errichtung einer WAA nur dann zustimmen wollten, wenn die absolute Sicherheit garantiert wäre) in der Auseinandersetzung um die WAA an ihrer Nibelungentreue zur Atom-Lobby fest. Nur die noch nicht im Landtag sitzenden GRÜNEN waren radikal gegen Atomkraft. Folgerichtig bekam die FDP bei der hessischen Landtagswahl im Herbst 1982 keine fünf Prozent der Stimmen12, auch ausgerechnet in ihrer bisherigen Hochburg, dem Frankenberger Land. SPD-Mann Holger Börner hatte keinen Koalitionspartner mehr und musste über ein Jahr lang ohne Mehrheit regieren, bis er dann nach der Neuwahl Anfang 1984 mit den Grünen und Joschka Fischer koalierte, weil die FDP auch da wieder nicht im Landtag saß.

https://de.wikipedia.org/wiki/Landtagswahl_in_Hessen_1982#Ausgangssituation

An dieser Konstellation hatte ich fleißig mitgewirkt. In der Folgezeit engagierte ich mich zunächst bei der lokalen SPD und später bei den Grünen des Kreises Waldeck-Frankenberg, deren Sprecher ich bald darauf wurde. Währenddessen begann sich meine Ehe und somit die Familie aufzulösen und ich musste zwangsläufig Anwälte zu Rate ziehen.

Es gilt als offenes Geheimnis, dass die FDP vor allem eine Klientel-Partei mit einem überproportional hohen Anteil an freiberuflichen und beamteten Juristen ist. Diese unterstützen selbstverständlich die Verwirklichung des Parteiprogramms wo immer es geht, offen parlamentarisch oder unterschwellig durch entsprechende Beratung und/oder richterliche Beschlüsse. Jedenfalls betrieb diese Partei den programmatisch unbedingten Atomkurs und es entstand in meinem Fall durch die für mich negative Beratung einer Rechtsanwältin mit FDP-Parteibuch, die mich in Sachen Ehescheidung vertreten und beraten sollte, ein lebenslang finanzieller Schaden.13

Fazit

Mein intuitives Bestreben, mich mit meinen Kenntnissen für eine gute und richtige Sache einzusetzen, und mein Ehrgeiz, es besser oder wirksamer zu machen als Hartmut Gründler, brachten mich zwar in enorme Schwierigkeiten, aber doch nicht um. Allerdings hatte sich Hartmut ja gegen die Atompolitik als Ganzes engagiert, wohingegen ich ja nur lokal gegen einen Teil dieser lebensfeindlichen Technik kämpfte – und gewann. Ob beziehungsweise inwiefern mafiöse Strukturen in der FDP bestehen, die besonders in akademischen, beziehungsweise hier: juristischen Institutionen wirksam werden, müsste mal gründlich untersucht werden. Ob diese 5-Prozent-Partei, die inzwischen wieder in der Bundesregierung sitzt, immer noch diesen Einfluss hat, kann zwar bezweifelt werden, ist aber sehr wahrscheinlich.

1Im Studienfach Sozialkunde bei Prof. Wolfgang Hilligen und dem Deutschen Institut für internationale pädagogische Forschung (DIPF) in Frankfurt am Main an einem Projekt der UNESCO über Social Studies in Ten Countries.

2Das AKW Würgassen war in Deutschland das erste kommerzielle, wurde nach mehreren Pannen nach relativ kurzer Laufzeit am 14. 4. 1997 stillgelegt und befindet sich auch als erstes im geplanten Rückbau, d.h. man sammelt Erfahrungen mit dem Abreißen eines kompletten Meilers. Ein überregionales Bündnis aus Gemeinden und Bürgerinitiativen verhinderte 2023, dort ein Sammellager für schwach- und mittelstark strahlenden Atommüll einzurichten.

3Stichwort Radikalenerlass

4Es wäre zu untersuchen, wie in einer Partei Verbündete gesucht und gefunden werden. Anfangs geht es nach meinen Erfahrungen meist um – zumindest vorgebliche – Inhalte, dann wird ein Beziehungs-Netzwerk geknüpft, aus dem sich dann auch eine Seilschaft entwickeln lässt. Netzwerk wie Seilschaft sind sodann dazu da, zunächst Funktionsstellen und später politische Ämter zu übernehmen.

5Dass ich das selbst später auch nicht machte, aber trotzdem einen Erfolg verbuchen konnte, hatte mit Insiderkenntnissen zu tun!

6https://taz.de/Gedenken-an-Anti-Atom-Aktivist/!5952548/

7Sein Film von 2012 mit vielen interessanten Interviews und Zusatz-Informationen: https://www.youtube.com/watch?v=wgfYlBaf95o

8Wie mir später Hans Papenfuß, ein damaliges Mitglied der „BIUF“ erzählte, soll es sich damals um einen Test seitens der Atomwirtschaft sowie der Politik gehandelt haben, wie denn die Bevölkerung auf ein solches Vorhaben reagiere. Das habe ihm später ein bekannter Fernseh-Journalist gesagt. Denn natürlich fehlen in der hiesigen Bergregion ebenso wie beim darauffolgenden Wackersdorf unerlässliche Voraussetzungen für eine solche Wiederaufarbeitungsanlage atomarer Brennstäbe, als da wären unerschöpfliche Wasser-Ressourcen, die für die Kühlung gebraucht würden. Die aber stehen ja an der Küste, wie dem französischen La Hague und dem britischen Sellafield ebenso zur Verfügung wie bei der japanischen WAA Rokkasho.

9Auch Hartmut Gründler hatte Verbündete, hat sich ja in Bürgerinitiativen engagiert, sie oft sogar selbst ins Leben gerufen. Nach meiner Erfahrung bilden sich BI’s entweder für oder gegen etwas. Sind sie für etwas, dann braucht es eine gleichmäßige, überzeugende Kontinuität, eine standfeste Struktur, die sich – wie etwa bei Greenpeace oder dem BUND – institutionalisieren kann. Sind sie gegen etwas, dann braucht man ein konkretes Ziel, einen konkreten Gegner für die Empörung, dessen Entscheidung beeinflusst werden soll. Und dann braucht es ein öffentlichkeitswirksames Auftreten, das nicht ignoriert, verniedlicht oder lächerlich gemacht werden kann. Mit unseren Demos von 5000 bis 12.000 bodenständigen Demonstranten schafften wir es bis in die Nachrichtensendungen des Fernsehens, sogar der Schweiz und Dänemarks.

10Als „Öffentlichkeitsarbeiter“ nutzte ich bei Presseerklärungen und und Interviews meine Vorteile, denn ich kannte unsere Gegner und deren Ideologie. Regierungschef Holger Börner stammte, ebenso wie mein oberster Dienstherr Kultusminister Hans Krollmann, aus Kassel. Letzterer war während meiner Kasseler Zeit sogar im selben SPD-Ortsverein wie ich. Und Börners Ministerin für Bundesangelegenheiten Vera Rüdiger, frühere Politik-Dozentin, hatte mich während meines Studiums in Gießen, wo ich zweimal maßgeblich an Studentenstreiks für eine Gesamtschullehrer-Ausbildung beteiligt war, kennen und respektieren gelernt.

11Es bildete sich rasch eine informelle, höchst effektive Infrastruktur, zu der auch ein guter Bekannter gehörte, der für die damalige Bundespost in Wiesbadener Regierungsbüros Telefonleitungen installierte…

12Hinzu kamen zugegebenermaßen auch die Auseinandersetzungen um die Startbahn 18 West sowie um den Vogelsberger Wasserraub der Frankfurter Industrie. In jenem Herbst machte sich die FDP auch auf Bundesebene unbeliebt, als ihr Vorsitzender Außenminister Genscher den SPD-Kanzler Helmut Schmidt im Stich ließ und mitsamt deren meisten Bundestagsabgeordneten zu Helmut Kohl (CDU) wechselte.

13In diesem Ehescheidungsverfahren gab es bis in die zweite Instanz hinein so eine Menge unglaublicher, von Anwälten, Behörden und Gerichten zugelassenen und auch gedeckten Betrügereien, die in der Häufung unglaublich und nicht zufällig sein können. Nach knapp 20 Jahren Prozessdauer habe ich im Sinne meines Bedürfnisses nach seelischer Hygiene von der diesbezüglichen, mühevollen Dokumentation abgesehen.

Omas gegen rechts – Friedenspreis für praktizierte politische Bildung

Wenn ich als einstiger Sozialkunde- beziehungsweise GL-Lehrer wieder mal mit der Angetrauten ihre frühere Heimat besuche, entdecke ich immer wieder für mich Neues. So kürzlich in der Thüringer Landeshauptstadt Erfurt, als wir das lange Himmelfahrt-Wochenende ausnutzend Samstagmittag am Endpunkt der Einkaufsmeile „Anger“ am Cafè-Haus-Tisch in der Sonne saßen. Omas gegen rechts hatten am großen Brunnen einen rege besuchten Info-Tisch.

Daheim in Nordhessen hatten wir bislang von solchen Aktivistinnen nur aus den Medien erfahren. So zum Beispiel aus dem Beitrag der Hessenschau vom 05.02.24:

Gerlinde Bauer (66, Ortsgruppe Gießen, [d. Verf.]) geht seit ihrer Jugend regelmäßig demonstrieren: Anti-Atomkraft-Demos, Nato-Doppelbeschluss, der Abtreibungsparagraph 218. „Viele von uns sind schon lange in der einen oder anderen Form politisch aktiv“, sagt sie über die Gießener Omas. Doch auch in dieser Hinsicht ändere sich gerade etwas.

Immer häufiger erlebe sie, dass sich Frauen melden, die in ihrem bisherigen Leben wenig oder noch gar nicht demonstriert haben, sagt Bauer. Das begeistere sie. „Sie wollen vielleicht erstmal Flyer verteilen oder so – und dann erfolgt ein Kompetenzzuwachs. Der eigenen Sorge aktiv Ausdruck zu verleihen – das hat was von Selbstwirksamkeit“, findet Bauer.

Erste Oma-Proteste 2017 in Österreich

Die erste „Omas gegen rechts“-Gruppe wurde 2017 in Österreich gegründet. Hintergrund war dort die Wahl von Sebastian Kurz zum Kanzler und die Sorge vor einem Rechtsruck im Land.

Inspiriert davon wurde 2018 auch in Deutschland der Verein Omas gegen rechts und unabhängig davon eine Facebook-Gruppe von Omas gegen rechts ins Leben gerufen – „um unsere Stimme gegen den wachsenden Rechtspopulismus und Rechtsradikalismus in Deutschland zu erheben“, wie es auf der Homepage heißt.

Mittlerweile haben die Omas gegen rechts nach eigener Aussage rund 15.000 Mitglieder, in ihrer bundesweiten Facebook-Gruppe sind es 3.500 Mitglieder. Während sich einige Omas über den Verein organisieren, vernetzen sich andere lose in ihren Ortsgruppen via Social Media. Die Omas gegen rechts sind eine überparteiliche Organisation und finanzieren ihre Aktionen mit Spenden – größtenteils von den eigenen Mitgliedern.

Mit „gegen rechts“ meinen sie rechtsradikale Parteien und Organisationen, deren Ziele sie bekämpfen. Neben Demos gegen Rechtsextremismus unterstützen sie aber beispielsweise auch Klimademos und setzen sich, wie sie sagen, allgemein dafür ein, eine lebensfreundliche Zukunft für ihre Enkel zu gestalten.

https://www.hessenschau.de/gesellschaft/mitgliederzahlen-steigen-warum-immer-mehr-omas-gegen-rechts-sein-wollen-v1,omas-rechts-100.html

Was also beispielsweise in Gießen seit 1968 eine vielleicht öfters mühevolle private Tradition hat, lebt jenseits der einstigen „Zonengrenze“ (damals noch als staatliche Doktrin, aber immerhin!) schon länger – und heutzutage offensichtlich auch konsequenter, denn beide Parolen auf dem Banner bilden einen immerwährenden Auftrag.

Ganz aktuell: die bundesweite Initiative Omas gegen Rechts erhält am 1. September den Aachener Friedenspreis 2024!

https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/aachener-friedenspreis-2024-100.html

Der 8. Mai muss ein Feiertag werden!

– Für all jene, die eigentlich gerne teilgenommen hätten, aber nicht konnten –

Foto: Kasseler Friedensforum

Unter dem Motto „Der 8. Mai muss ein Feiertag werden!“, gefordert von der Auschwitz-Überlebenden Esther Bejarano, fand auch in diesem Jahr am 8. Mai 2024 ab 16:00 Uhr im Kasseler Mahnmal für die Opfer des Faschismus (Fürstengarten, Weinbergstraße) ein öffentliches Gedenken statt.

Der 8. Mai 1945 ist der Tag der Befreiung Deutschlands von Faschismus und Krieg.

Silvia Gingold, deren Eltern in der französischen Resistance Widerstand geleistet haben, machte in ihrer Rede deutlich, welche große Bedeutung der 8. Mai hat:

https://www.kasseler-friedensforum.de/pdf/Silvia8Mai2024.pdf

Rolf Wekeck erzählte über den Lebensweg und politischen Werdegang von Paula Lohagen, die in Auschwitz ermordet wurde:

https://www.kasseler-friedensforum.de/pdf/Lohagen.pdf

Brigitte Domes las Bertold Brechts Gedicht „Das Gedächtnis der Menschheit“:

https://www.kasseler-friedensforum.de/pdf/BBDasGed%C3%A4chtnisderMenschheit.pdf

Wahlplakate: ein witzig-demokratisches Exempel?

Sie sind unübersehbar und können einen schon einfach nerven. Im Land des Automobil-Erfinders Carl Benz, für dessen Nachfolgemodelle inzwischen – nach 139 Jahren – das gesamte Leben, insbesondere in ländlich geprägten Gegenden wie Korbach mit seinen 14 umliegenden Dörfern, eingestellt ist. Vier Männer und eine Frau „blicken“ von Laternenmasten und Plakatwänden mindestens bis zum Wahltag 8. Juni erwartungsvoll Autofahrer, aber natürlich auch Fußgänger an. Sie wollen als Bürgermeister ins Rathaus.

Ob nun Wahlplakate überhaupt überzeugend sind und aus Wahlberechtigten auch Wähler machen, ist ja schon seit Langem zweifelhaft. Trotzdem wird immer wieder mitgemacht. Und die Optik wird schon mal mit riesigen Transparenten locker verzehnfacht. Besonders an so manchem Straßenkreisel, wenn man langsam fahren muss, sind sie unübersehbar.

Außer den mehr oder weniger trefflich lächelnden Gesichtern sollten ja eigentlich Argumente die Wahlberechtigten überzeugen. Aber sie sind beinahe fast versteckt und nicht immer leicht zu erkennen. Hier sind sie in gleichberechtigter Schriftgröße beieinander:

14 Orte 1 Stadt, Bürgernah mit politischer Erfahrung (Thomas Kuhnhenn)

Die ganze Stadt im Blick (Henrik Ludwig)

Klarer Kurs für Korbach, Ihr Bürgermeisterkandidat (Stefan Kieweg)

Eine von Euch, für Euch (parteilose Bürgermeisterkandidatin [Jutta (Jule) Hense])

Wir Bürger meistern das, unabhängiger & parteiloser Bürgermeisterkandidat für Korbach (Gregor Mainusch)

Wer von diesen wenig inhaltlichen Hinweisen an sprachliche Leerformeln oder Worthülsen erinnert wird, befindet sich in einer 2.500-jährigen Tradition. Schon Konfuzius sagte:

Wenn die Begriffe nicht richtig sind, so stimmen die Worte nicht; stimmen die Worte nicht, so kommen die Werke nicht zustande; kommen die Werke nicht zustande, so gedeihen Moral und Kunst nicht; gedeihen Moral und Kunst nicht, so trifft die Justiz nicht; trifft die Justiz nicht, so weiß die Nation nicht, wohin Hand und Fuß zu setzen. Also dulde man nicht, dass in den Worten etwas in Unordnung sei. Das ist es, worauf alles ankommt.“

Anarchisches Grillen am Maifeiertag

Das Wetter soll schön werden am ersten Mai Anno 2024! In den Prognosen sind für diesen Mittwoch je nach Wetter-App 10 bis 11 Sonnenstunden, Temperaturen bis zu 25 Grad und leichte Bewölkung vorausgesagt. Mitten in der Woche ein arbeitsfreier Tag mit endlich auch passendem Frühlingswetter.

Und wem verdanken wir diesen „arbeitsfreien“ Tag? Wenn man Wikipedia trauen darf ist er eigentlich ein Gedenktag für sieben Anarchisten. Denn die hatten 1886 in Chicago eine Kundgebung organisiert, welche im Zusammenhang mit der Forderung der gewerkschaftlich organisierten Arbeiter-Streiks nach Einführung des 8-Stunden-Tages in einer gewaltsamen Auseinandersetzung der Polizei mit den Demonstranten mündete. Die sieben Organisatoren wurden wurden wegen Verschwörung zum Tode verurteilt.

Die dramatischen Ereignisse schön ausführlich: https://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Mai#Geschichte:_Haymarket_Affair

Die mit diesem 1. Mai und den darauf folgenden Tagen verbundenen Ereignisse werden als Haymarket Riot, Haymarket Affair und Haymarket Massacre bezeichnet und begründeten die Tradition der internationalen Arbeiterbewegung und der Gewerkschaften, den 1. Mai als Kampftag der Arbeiterklasse zu begehen. (Quelle: Wikipedia)

Inzwischen ist es ja mit der internationalen Arbeiterbewegung nicht mehr so weit her. Und wenn die Gewerkschaften hierzulande zu den Kundgebungen dieses Tages rufen – wo bleiben die Arbeiter? Die befinden sich entweder im Schichtbetrieb der profitgetriebenen Rüstungs- oder Automobilkonzerne und ihrer unzähligen Zulieferer. Oder die Nachfolger der klassischen Proletarier genießen mit Freunden den freien Tag und stehen herrschaftsfrei am heimischen Grill.

Und damit wären wir beim Anarchismus (abgeleitet von altgriechisch anarchia ‚Herrschaftslosigkeit‘). Er ist eine politische Ideenlehre und Philosophie, die Herrschaft von Menschen über Menschen und jede Art von Hierarchie als Form der Unterdrückung von Freiheit ablehnt. Diesem [Anarchismus] wird eine Gesellschaft entgegengestellt, in der sich Individuen auf freiwilliger Basis selbstbestimmt und föderal in Kollektiven verschiedener Art wie Kommunen als kleinster Einheit des Zusammenlebens, Genossenschaften und Syndikaten als Basis der Produktion zusammenschließen. (nach Wikipedia)

Das sind doch lauter edle Ziele, die in der einvernehmlichen Grill-Gesellschaft verwirklicht werden können! Viel Erfolg und guten Appetit!

Verbot des Palästina-Kongresses in Berlin

Liebe Leserinnen und Leser, weil der Entdemokratisierungsprozess wie in diesem Paradebeispiel offensichlich in vollem Gange ist, muss die folgende Erklärung publik gemacht werden. (Hinweis: Die Illustration stammt aus dem arte-Film „Aufstand der Tiere“ nach dem Buch „Animalfarm“ von George Orwell)

ERKLÄRUNG DES BUNDESAUSSCHUSSES FRIEDENSRATSCHLAG

Der vom 12.-14.4. geplante Palästina-Kongress in Berlin unter dem Motto: „Wir klagen an“ wurde nach im Vorfeld bereits stattgefundenen massiven Diffamierungen aus Politik und Medien am Freitag nur kurze Zeit nach Beginn aufgelöst und verboten. Mehrere Menschen, darunter auch Personen jüdischer Herkunft, wurden verhaftet. Das Vorgehen von Politik und Polizei – obwohl es weder vor, noch während noch nach dem Kongress zu keinerlei strafbaren Äußerungen gekommen ist – darf nicht hingenommen werden.

Bereits im Vorfeld wurde alles versucht, um die friedliche Konferenz zu verhindern, auf der insbesondere eine Koexistenz von Israelis und Palästinensern praktiziert wurde. Die Schikanen gingen von Kontensperrungen und dem Versuch, mithilfe des Bauamts und der Feuerwehr unüberwindbare Hürden aufzubauen sowie willkürliche Auflagen zu erlassen, über Betätigungsverbote bis hin zur Verhinderung von Einreisen.

Neben ihren völlig haltlosen Anschuldigungen gegen den Kongress, seine Organisator:innen, Teilnehmer:innen und Redner:innen machen sich deutsche Politik und Medien der Verharmlosung israelischer Kriegsverbrechen an der Bevölkerung des Gazastreifens, der Westbank und Ostjerusalems schuldig. Selbst Zahlen der im Gazastreifen Getöteten sowie die von Israel verursachte Hungerkatastrophe in der Küstenenklave werden in Zweifel gezogen. Über die deutsche Mitverantwortung spricht man lieber nicht. Und das, während Deutschland als zweitgrößter Waffenlieferant Israels und wegen seiner Streichung der Gelder für das UN-Hilfswerk für Palästinaflüchtlinge UNRWA bereits vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag steht.

Die Bundesregierung isoliert mit ihrer Politik Deutschland in der gesamten Welt und handelt ohne jeden moralischen Kompass und Werte. Sie muss sich stattdessen für Deeskalation und diplomatische Lösungen im Israel-Palästina-Konflikt einsetzen.

Das Verbot des Kongresses ist ein riesiger Skandal und stellt eine weitere bedrohliche Eskalation bei der Aushebelung demokratischer Rechte dar. Die fortschreitende Einengung jeglicher Meinungskorridore in Deutschland ist brandgefährlich für alle, weil es das demokratisch verbriefte Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit einschränkt. Die zunehmende Unterdrückung von Meinungsäußerungen sowie die Repression aller kritischen Stimmen zum israelischen Krieg im Gazastreifen und dem absolut unverhältnismäßigen Vorgehen der israelischen Regierung und Armee geht uns alle an.

Kassel, den 14.4.2024

Nicht ganz leichter, aber nötiger Rat

… mehrerer Krankenkassen: „Legen Sie ihre Smartphones weit weg, wenn Sie mit Kindern zusammen sind.“ Zunächst aber ein Blick auf einen natürlich gesunden Zustand:

„Warum ist die Banane krumm?“ Mamas Antwort kennen manche vielleicht noch aus der Sesamstraße: „Ja, wenn die Banane grade wär‘, dann wär‘ sie keine Banane mehr!“ Eine einfache Kinderfrage und eine einfache Antwort, mit einem Argument, vielleicht.

Mit der Parole „Wer, wie, was, warum? Wer nicht fragt bleibt dumm!“ wurden Kinder ermutigt, den Erwachsenen alle möglichen Fragen zu stellen. Die stoppten dann nicht selten die drohende Frage-Lawine mit der Bemerkung, das Kind würde ja einem mit den Fragen Löcher in den Bauch bohren. Doch so wuchsen ungezählte Generationen heran, nahmen zu an Alter, Weisheit und Verstand.

Bis Google und die Smartphones über die Menschheit hereinbrachen, Mamas und Papas die nervige Fragerei mit dem Hinweis beenden konnten „Kannste doch googeln!“, und schon kriegte das Kind das Wunderwerk in die Finger, googelte nicht nur sondern konnte sich die Zeit statt mit der Mama oder dem Papa auch mit immer interessanteren Spielen alleine vertreiben, und die schon von der täglichen Tretmühle genervten Elternteile hatten Ruhe.

Nun haben wir den Salat!

Zwar ist die Meldung nicht mehr ganz neu, aber die Folgen werden uns noch lange beschäftigen:

Folge der Narrenfreiheit

Es gibt verschiedene Bezeichnungen für ein offensichtlich wieder sehr aktuelles mentales Phänomen, über das schon im 19. Jahrhundert, als vor allem Erzeugnisse der Druckerpresse auf Papier quasi Massenmedien waren, ein bedeutender Schriftsteller eine Parabel schrieb. Zwar heißt es „Namen sind Schall und Rauch“, aber ebenso: „Nomen est Omen“. Je nachdem, wie man das Phänomen betrachtet, heißt es Meinungsbeeinflussung oder -änderung, -manipulation oder sogar Gehirnwäsche.

Letzterer Terminus wurde in den 1960-er und 1970-er Jahren in den westlichen Medien dafür gebräuchlich, wie die Revolutionsregierung der Volksrepublik China unter Mao Zedong Nichtkommunisten, insbesondere den letzten Nachkommen des letzten Kaisers, in besonderen Lagern umerziehen wollte. Etwas netter wird dasselbe Verfahren im „Westen“ – etwa seit dem Jahr 1900 – Propaganda oder Publik Relations genannt. (Hierzu ist der Beitrag „Lesen bildet“ zu empfehlen!)

Scharfsinnig hat schon Iwan S. Turgenjew das entsprechende Prinzip geschildert, wie es auch heutzutage praktiziert wird. Er hatte sogar in Deutschland studiert, wie aus Wikipedia ersichtlich ist:

https://de.wikipedia.org/wiki/Iwan_Sergejewitsch_Turgenew#Leben

Und hier ist seine hellsichtige Beobachtung:

Der Narr

Einst lebte ein Narr. Er lebte lange herrlich und in Freuden. Allmählich gelangte jedoch das Gerücht zu ihm, er gelte überall als fader Narr.

Verwirrt und traurig überlegte er nun, was dagegen zu tun sei. Plötzlich erhellte ein Gedanke seinen dunklen Verstand…

Er verwirklichte sein Vorhaben sofort.

Als er auf der Straße einem Bekannte begegnete und dieser einen berühmten Maler zu preisen begann, rief er aus: „Was reden Sie da?… Dieser Maler ist längst abgetan! …Wissen Sie es nicht? Das hätte ich nicht von Ihnen erwartet! Was sind sie für ein rückständiger Mensch!“ Der erschrockene Bekannte stimmte sofort dem Narren zu.

„Was habe ich heute für ein herrliches Buch gelesen!“ sagte ein anderer Bekannter dem Narren. „Aber ich bitte Sie!“ schrie der Narr. „Schämen Sie sich nicht? Dieses Buch ist gar nichts wert! Niemand schätzt es mehr! Wissen Sie das nicht? Was sind Sie für ein rückständiger Mensch!“ Auch dieser Mensch erschrak und war sofort derselben Ansicht.

„Mein Freund N.N. ist ein wunderbarer Mann!“ versicherte dem Narren der dritte Bekannte. „Ein wahrhaft edler Charakter!“ „Himmel!“ rief der Narr aus. Wie jeder weiß, ist N.N. ein gemeiner Kerl! Er hat doch seine ganze Verwandtschaft bestohlen. Wie kommt es, dass Sie es nicht erfahren haben? Was sind Sie für ein rückständiger Mensch!“ Der dritte Bekannte erschrak ebenfalls, stimmte ihm zu und sagte sich von seinem Freunde los. …

Und so kam es, dass der Narr immer wieder dasselbe antwortete, sobald etwas gelobt wurde. Manchmal fügte er auch vorwurfsvoll hinzu: „Und Sie glauben auch noch an Autoritäten?“

„Ein böser, ein gehässiger Mensch!“ hieß es nun über den Narren. „Aber welch ein Kopf!“ „Und was für eine scharfe Zunge!“ fügten andere Bekannte hinzu. „O ja, er ist begabt.“ Schließlich bot ihm der Herausgeber einer Zeitung eine leitende Stelle als Kritiker an.

Und nun unterzog der Narr alle und alles einer bissigen Kritik, ohne seine Ausdrucksweise oder seine entrüsteten Ausrufe zu ändern.

Jetzt war er – der einst jede Autorität schmähte – selbst eine Autorität, und die Jugend verging vor Ehrfurcht vor ihm – und fürchtete ihn auch.

Ja, wie sollten diese unglückseligen Jünglinge sich auch verhalten? Obwohl ja – unter uns gesagt – eine derartige Verehrung nie angebracht ist, blieb ihnen nichts anderes übrig. Wie sollten sie ihm nicht Ehrfurcht bezeugen? Liefen Sie doch Gefahr, als rückständig zu gelten.

Ja wie gut geht es Narren, wenn sie unter Feigen leben!

—————————————–

Seien Sie bitte ehrlich! Ist es heute anders?