Ostern und das Grab in Kaschmir

Warum gilt Ostern als das höchste christliche Fest? Spätestens im Konfirmandenunterricht lernt man das Glaubensbekenntnis mit der Formel „geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel“ auswendig. Katholische Christen nennen das gleichlautende Glaubensbekenntnis „Credo“ nach dem lateinischen Anfang „Ich glaube“. Ohne den Glauben an die Auferstehung Christi gibt es also kein Christentum. Andere christliche Religionsgemeinschaften dürften das ebenso sehen.

Mein neun Jahre jüngerer Bruder Manfred, der seit der Hippie-Ära etwa 30 Jahre seines Lebens in Indien umherreiste und darüber verschiedene, mit vielen Fotos illustrierte Bücher veröffentlichte, erzählte mir einmal beiläufig, dass er in Kaschmir das Grab Jesu gesehen habe. Heute lebt er in Neuseeland und bestätigte mir per WhatAapp: „Das Grab Jesu ist in Srinagar, der Hauptstadt Kaschmirs, ich habe es 1978 besucht. Nach der dortigen Geschichte ist Jesus 80-jährig gestorben, er war nach seiner Zeit in Israel an den Platz zurückgekehrt, wo er seine Lehren erhalten hatte. Es ist ein Moslem-Grab, für die Moslems ist Jesus ein Prophet, ich habe auch Fotos gemacht. Es ist eine Art Tempel, man bat den Wärter ihn aufzuschließen. Im Innersten war eine Steinplatte mit zwei großen Fußabdrücken.“
Das entspricht auch den Berichten, die man unter den folgenden Links entdecken kann:

https://www.raetsel-der-menschheit.info/58.html

https://m.focus.de/wissen/mensch/religion/christentum/tid-13928/ostern-wurde-jesus-am-kreuz-nur-betaeubt-und-floh-dann-nach-indien_aid_388721.html

https://www.focus.de/wissen/mensch/wirkte-er-in-indien-weiter-das-wahre-leben-nach-dem-tod-ueberlebte-jesus-die-kreuzigung_id_11873041.html

Und wer genug Englisch kann, findet hier eine interessante Website mit noch mehr Infos und guten Bildern:

http://www.mukti4u2.dk/Jesus_Rozabal_Srinagar.htm

Auftakt von ganz unten

Im Superwahljahr beginnt auch der kommunale Wahlkampf, wie hier vom Korbacher Bürgermeister-Kandidaten Henrik Ludwig.

Hoffnungen, Befürchtungen und sogar Ängste werden schon vielfach geäußert, wenn in Deutschland dieses Jahr als Superwahljahr zur Sprache kommt – egal ob von Parteipolitikern oder Kommentatoren. Die folgende Übersicht zeigt, wie sich nach den thüringischen Kommunalwahlen (am 26. Mai) am 9. Juni solche, wenn die Wahl zum Europaparlament ansteht, auch in sieben weiteren Bundesländern stattfinden.

Quelle: Wikipedia

Sicher ist diese Tabelle noch vor der Termin-Festlegung für die Korbacher Bürgermeisterwahl veröffentlicht worden.

Denn die soll ebenfalls am 9. Juni stattfinden, sodass dann die Korbacher Wählerinnen und Wähler zwei verschiedene Wahlen am selben Tag haben werden.

Für Thüringen wird es an diesem Tag nochmal spannend, wenn dort Stichwahlen stattfinden.

Dass in den beiden „neuen“ Bundesländern Sachsen und Thüringen knapp drei Monate später die Abgeordneten für die Landtage gewählt werden, erzeugt schon jetzt bei vielen Mitgliedern und Sympathisanten der „bürgerlichen“ Parteien, zu denen getrost außer den C-Parteien und der FDP auch schon die Grünen und die SPD gezählt werden dürfen, Ängste im Zusammenhang mit dem zu erwartenden Zuwachs der Wählerstimmen für die AFD.

Interessant ist ja auch, dass die einst sich links verortende Linke von Ängsten geplagt wird, weil das „Bündnis Sarah Wagenknecht“ (BSW) nicht nur zur Europawahl antreten will, sondern auch nach und nach mit der Gründung von Landesverbänden heimatlose linke Sympathisanten einsammelt.

Ob Sympathisanten am Wahltag auch Wähler sind, müssen die fünf Korbacher Bürgermeisterkandidaten ausprobieren. Wenn weder Jutta Hense, Stefan Kieweg, Thomas Kuhnhenn, Henrik Ludwig oder Gregor Mainusch am 9. Juni auf Anhieb über 50 Prozent bekommen, wird 14 Tage später eine Stichwahl zwischen den beiden Bestplatzierten entscheiden.

Und Henrik Ludwig (Foto oben) hofft, einer dieser beiden zu sein. Seine Präsentation vor etwa 160 Besuchern im Bürgerhaus war sehr umfassend und persönlich. Wenn gewünscht sind zur näheren Information auch über die weiteren Kandidaten die jeweiligen Berichte der Waldeckischen Landeszeitung sinnvoll.

https://www.wlz-online.de

Schulischer Alltag: „meldepflichtige Hinweise“?

Als Lehrer oder Lehrerin hat man es heutzutage offensichtlich erheblich schwerer als zu meiner Zeit. Änderte sich in Hessen vor etwa 40 Jahren die Unterrichtsrichtlinie von der „Pädagogischen Freiheit“ zur „Pädagogischen Verantwortung“, so scheinen die aktuellen, bundesweiten Schlagzeilen einen Trend zur „politischen Verantwortung“ des Lehrpersonals zu signalisieren.

Da bekommen scheinbar witzig gemeinte Posts auf einem social Media-Kanal eine konflikthaltige, allerdings politische Bedeutung, weil sich ein Schulleiter verpflichtet fühlte, der Polizei „meldepflichtige Hinweise“ weitergeben zu müssen, wie ntv am 19.03.24 meldete. Spektakulär wurde das ganze, weil die Polizeibeamten die 16-jährige Schülerin aus dem Unterricht holten und befragten, weswegen sich ihre Eltern sodann an die örtliche Presse wandten.

https://www.n-tv.de/regionales/mecklenburg-vorpommern/Polizei-nennt-Details-ueber-Internet-Posts-einer-Schuelerin-article24814353.html

Drauf wurde auch die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) aufmerksam und brachte heute einen detaillierteren Bericht online, auch über diese Befragung: Die Beamten hielten der Schülerin, der sie kein strafbares Verhalten vorwarfen, dennoch eine «Gefährderansprache» vor. Laut Innenministerium ist das ein «normenverdeutlichendes Gespräch», welches aufzeigen soll, dass es «durchaus Straftatbestände gibt».

Die NZZ stellt auch Fragen nach den möglichen pädagogischen Alternativen sowie psychologischen Wirkungen und politischen Folgen des Falles, mit dem sich übermorgen sogar eine Sondersitzung des Bildungsausschusses im Schweriner Landtag befassen soll.

https://www.nzz.ch/international/polizei-im-klassenzimmer-ging-es-wirklich-nur-um-ein-schlumpf-video-ld.1822886

Folge der Narrenfreiheit

Es gibt verschiedene Bezeichnungen für ein offensichtlich wieder sehr aktuelles mentales Phänomen, über das schon im 19. Jahrhundert, als vor allem Erzeugnisse der Druckerpresse auf Papier quasi Massenmedien waren, ein bedeutender Schriftsteller eine Parabel schrieb. Zwar heißt es „Namen sind Schall und Rauch“, aber ebenso: „Nomen est Omen“. Je nachdem, wie man das Phänomen betrachtet, heißt es Meinungsbeeinflussung oder -änderung, -manipulation oder sogar Gehirnwäsche.

Letzterer Terminus wurde in den 1960-er und 1970-er Jahren in den westlichen Medien dafür gebräuchlich, wie die Revolutionsregierung der Volksrepublik China unter Mao Zedong Nichtkommunisten, insbesondere den letzten Nachkommen des letzten Kaisers, in besonderen Lagern umerziehen wollte. Etwas netter wird dasselbe Verfahren im „Westen“ – etwa seit dem Jahr 1900 – Propaganda oder Publik Relations genannt. (Hierzu ist der Beitrag „Lesen bildet“ zu empfehlen!)

Scharfsinnig hat schon Iwan S. Turgenjew das entsprechende Prinzip geschildert, wie es auch heutzutage praktiziert wird. Er hatte sogar in Deutschland studiert, wie aus Wikipedia ersichtlich ist:

https://de.wikipedia.org/wiki/Iwan_Sergejewitsch_Turgenew#Leben

Und hier ist seine hellsichtige Beobachtung:

Der Narr

Einst lebte ein Narr. Er lebte lange herrlich und in Freuden. Allmählich gelangte jedoch das Gerücht zu ihm, er gelte überall als fader Narr.

Verwirrt und traurig überlegte er nun, was dagegen zu tun sei. Plötzlich erhellte ein Gedanke seinen dunklen Verstand…

Er verwirklichte sein Vorhaben sofort.

Als er auf der Straße einem Bekannte begegnete und dieser einen berühmten Maler zu preisen begann, rief er aus: „Was reden Sie da?… Dieser Maler ist längst abgetan! …Wissen Sie es nicht? Das hätte ich nicht von Ihnen erwartet! Was sind sie für ein rückständiger Mensch!“ Der erschrockene Bekannte stimmte sofort dem Narren zu.

„Was habe ich heute für ein herrliches Buch gelesen!“ sagte ein anderer Bekannter dem Narren. „Aber ich bitte Sie!“ schrie der Narr. „Schämen Sie sich nicht? Dieses Buch ist gar nichts wert! Niemand schätzt es mehr! Wissen Sie das nicht? Was sind Sie für ein rückständiger Mensch!“ Auch dieser Mensch erschrak und war sofort derselben Ansicht.

„Mein Freund N.N. ist ein wunderbarer Mann!“ versicherte dem Narren der dritte Bekannte. „Ein wahrhaft edler Charakter!“ „Himmel!“ rief der Narr aus. Wie jeder weiß, ist N.N. ein gemeiner Kerl! Er hat doch seine ganze Verwandtschaft bestohlen. Wie kommt es, dass Sie es nicht erfahren haben? Was sind Sie für ein rückständiger Mensch!“ Der dritte Bekannte erschrak ebenfalls, stimmte ihm zu und sagte sich von seinem Freunde los. …

Und so kam es, dass der Narr immer wieder dasselbe antwortete, sobald etwas gelobt wurde. Manchmal fügte er auch vorwurfsvoll hinzu: „Und Sie glauben auch noch an Autoritäten?“

„Ein böser, ein gehässiger Mensch!“ hieß es nun über den Narren. „Aber welch ein Kopf!“ „Und was für eine scharfe Zunge!“ fügten andere Bekannte hinzu. „O ja, er ist begabt.“ Schließlich bot ihm der Herausgeber einer Zeitung eine leitende Stelle als Kritiker an.

Und nun unterzog der Narr alle und alles einer bissigen Kritik, ohne seine Ausdrucksweise oder seine entrüsteten Ausrufe zu ändern.

Jetzt war er – der einst jede Autorität schmähte – selbst eine Autorität, und die Jugend verging vor Ehrfurcht vor ihm – und fürchtete ihn auch.

Ja, wie sollten diese unglückseligen Jünglinge sich auch verhalten? Obwohl ja – unter uns gesagt – eine derartige Verehrung nie angebracht ist, blieb ihnen nichts anderes übrig. Wie sollten sie ihm nicht Ehrfurcht bezeugen? Liefen Sie doch Gefahr, als rückständig zu gelten.

Ja wie gut geht es Narren, wenn sie unter Feigen leben!

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Seien Sie bitte ehrlich! Ist es heute anders?

Die wankelmütigen Kämpfer für die Menschenwürde

Nachlese: Über die Parolen der Kämpfer „gegen Rechts“ und die Lehren aus der Pandemie

Wie in so vielen anderen Städten und auch Gemeinden Deutschlands fand in Korbach im Januar eine Demonstration „gegen Rechts“ statt. Die Lokalpresse berichtete von 1100 Teilnehmern und zitierte einige Redner, die „lautstarken Beifall“ erhalten hätten. Der Sozialdemokrat Latif Al-Homssi zeigte sich beispielsweise entsetzt über die Verbreitung von Nazi-Gedankengut in Deutschland, doch der CDU-Politiker Jan-Wilhelm Pohlmann sah sich auf einem „Fest der Demokratie“ und betonte gar „Das Grundgesetz ist nicht verhandelbar“.

Es wären natürlich auch andere Redner zu zitieren, die im Publikum viel Beifall fanden. Aber bleiben wir doch exemplarisch bei den Vertretern jener Parteien, die derzeit in Hessen an der Regierung sind: CDU und SPD.

Jüngst fand im Kreistag des Kreises Waldeck-Frankenberg zum gleichen Thema eine „Aktuelle Stunde“ statt. Es gäbe angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Dispute so einiges anzumerken, aber es ist besser, sich beispielhaft auf zwei der angeführten Redner beschränken. Dankenswerterweise wurden in dem Bericht über die „Aktuelle Stunde“ im Kreistag auch wörtliche Zitate gebracht. Manche wirken ziemlich kämpferisch.

Selbstverständlich führt die Sozialdemokratin Iris Ruhwedel die im ersten Artikel des Grundgesetzes formulierte Unantastbarkeit der Menschenwürde an und sieht in ihm „das Fundament, auf dem unsere freiheitliche Demokratie steht“. Das muss natürlich verteidigt werden.

„Extremismus von rechts, links oder antisemitisch motiviert – oder woher auch immer er kommt – hat in Deutschland keinen Platz. Mit allem, was die Demokratie zur Verfügung stellt, werden wir dieses Denken eisenhart und konsequent bekämpfen“, sagte Armin Schwarz (CDU), dem man die Rechtmäßigkeit seines Namens attestieren könnte.

Beide argumentierten, wie übrigens die anderen auch, ausdrücklich auf das Grundgesetz bezogen, wie auch die hunderttausenden Demonstranten seit Jahresanfang öffentlich „gegen Rechtsextremismus“. Man kann und mag ihnen nicht widersprechen.

Wessen Kurzzeitgedächtnis noch intakt ist wird sich erinnern, wie 2020 bis 2022 das Grundgesetz mit seinen Grundrechten durch die Verhängung des Lockdowns, Versammlungsverboten, Besuchsverboten in Seniorenheimen oder bei Beerdigungen, amtlichen Körperverletzungen durch propagandistisch vorbereitete Impfzwänge, Schulschließungen und vieles mehr unbeachtet blieb, obwohl die medizinischen Erkenntnisse zu deren Rechtfertigung keineswegs eindeutig waren.

Wo waren damals die vielen Verteidiger des Grundgesetzes und Kämpfer für die Menschenwürde? Schweden hatte gezeigt, wie es auch anders geht.

Lesen bildet …

… und kann helfen, mit Hilfe eines guten Buches diese ziemlich verrückt gewordene Welt besser zu verstehen, wenn man will. Der zunächst skeptische Rezensent ließ sich von dem im THK Verlag 2023 erschienenen Buch (bei dem es auch bestellt werden kann) überzeugen.

„Propaganda heute“ – ein überzeugendes Tutorial

Wer heutzutage sich wie Philip Preysing hinsetzt und ein Buch über Propaganda schreiben will, muss schon über eine gehörige Portion Mut verfügen. Denn im Internet sind aktuell locker hunderte, um nicht zu sagen tausende Bücher und Erklär-Videos zu finden, einschließlich der Zentralen für Politische Bildung auf Landes- und Bundesebene. Außerdem hat der Begriff spätestens seit Beginn des Ukrainekrieges und nun in den Diskussionen über Israel und seinen Kampf gegen die Palästinenser nur noch eine negative, abwertende Bedeutung.

Diese großenteils entweder akademisch strukturierten oder auch aufklärerisch-missionarisch motivierten Publikationen ergänzt der Autor mit seinem privaten, praktischen Erkenntnisweg. Dieser beginnt mit der Fragestellung, wie es kommen konnte, dass „wir“ Russlands Einmarsch in die Ukraine verurteilen und uns selbst mit den Auswirkungen von 10.000 Sanktionen belasten, aber die Aggressoren anderer verbrecherischer Kriege dagegen nicht. An welche Leser hat wohl Preysing gedacht, als er in seiner Einleitung – im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg und den durch die Sanktionen bedingten erheblichen Belastungen für die Bevölkerung – die rhetorische Frage stellte: „Wieso haben wir trotzdem den Eindruck, wir würden auf der Seite ,der Guten‘ stehen?“ (S. 10)

Das Heute im Titel provoziert, als ob das schon einmal anders gewesen wäre! Als ob es derzeit anders wäre als früher. Und dazu im Untertitel die gewagte These „Wie sich Journalisten für Propaganda missbrauchen lassen“. Damit wird er sich wohl mächtige Medienmacher zu Gegnern machen.

Erneut wird nach den wenigen Zeilen, in denen er unter anderem an vorherige völkerrechtswidrige Kriege erinnerte, der Leser somit vom Stil eines vortragenden Redners durch das „wir“ eingebunden in die Gemeinschaft von Betroffenen und Mitleidenden. Und wie ein gewandter Redner lässt Preysing uns Leserinnen und Leser an seinem sinnvoll aufgebauten Erkenntnisprozess teilhaben. Denn schon der Vorspann beginnt mit dem Benennen eines verstörenden Gefühls über den Zustand der Welt, um mit einem Appell an die kritische Vernunft des/der Lesenden zu enden.

Da der Autor sogleich zwei deutliche Akzente setzt, indem er nach dem Zitat aus einer NATO-Einladung zu einer Konferenz über Beeinflussung der öffentlichen Meinung zitiert und sodann Hermann Göring, der (wahrscheinlich beim Nürnberger Kriegsverbrecherprozess) 1946 die leichte Manipulierbarkeit des Volkes beschreibt, ist es folgerichtig, dass er Propaganda als Mittel zur Beeinflussung großer Menschenmengen definiert.

Wie das nicht nur im politischen Geschäft sondern genauso im täglichen Leben mit der Werbung für Waren oder Verhaltensweisen funktioniert, ja wie wir rundherum permanent Propaganda mit viel zu oft falschen Angaben ausgesetzt sind, zeigt Preysing mit markanten Beispielen wie etwa der Muttermilch-Kampagne von Nestlé. Verfälschungen sind somit entweder an Gefühle appellierende Behauptungen oder unvollständige Informationen durch Weglassen. Damit kommt er natürlich nicht an Edward Bernays vorbei, dem amerikanischen Erfinder der „Publik Relation“ genanten Massenbeeinflussung. Dieser habe einerseits mit seinen Methoden erreicht, dass die USA in den Ersten Weltkrieg eintraten und andererseits danach ein Buch geschrieben, das noch heute Werbetreibenden als Anleitung diene.

Nach dieser Klärung des geschichtlichen Hintergrundes gelingt Preysing im Abschnitt „Mustererkennung“ ein faszinierender Ausflug in die kulturell geprägte Lernpsychologie und er zeigt, wie nach dem Prinzip steter Tropfen höhlt den Stein Menschen dazu gebracht werden können, andere Ethnien und Kulturen als minderwertig zu kategorisieren. Als Konsequenz analysiert er nun im folgenden Kapitel Das Dritte Reich dessen bis heute nachwirkende Propagandaerfolge. Hier hätte der Hinweis gut gepasst, dass diese auch heute noch gängige Titulierung der NS-Zeit selbst ein Propagandaerfolg ist. Jedenfalls zeigt Philip Preysing im Abschnitt Antisemitismus, wie heute noch historisch und aktuell entsprechender Rassismus sowie Vorurteile bis hin zu einer Weltverschwörung wirksam sind.

Wer sich über die zwölfjährige NS-Herrschaft gründlich informieren möchte, sollte sich Preysings Buch allein schon wegen dieses detaillierten und fundierten Kapitels kaufen. In den weiteren Abschnitten Die Rolle der Kirche, Kulturkontrolle, Kriegsgründe, Lebensraum im Osten, Gewalt gegen die Zivilbevölkerung, Konzentrationslager, Gefangene als Wirtschaftsfaktor und Denazifizierung (statt Entnazifizierung) hat der Autor enorme Fakten und Nachweise darüber zusammengetragen, wie unser Schulwissen über diese Zeit hauptsächlich ein Propaganda-Ergebnis der (westlichen) Siegermächte ist. Sorgfältig demontiert Preysing, beispielsweise im Vergleich mit damaligen Kolonialmächten, die weit verbreitete Behauptung, die Konzentrationslager seien ein Alleinstellungsmerkmal des NS-Regimes gewesen.

Allerdings vergleicht Preysing akribisch die Unterschiede der Entnazifizierungin den westlichen Besatzungszonen mit dem Vorgehen in der sowjetischen Besatzungszone beziehungsweise DDR. Während dort unter der Leitung der Sowjetunion der Aufbau einer sozialistischen Gesellschaftsordnung zunächst mittels Entfernung hochrangiger Beamter, Enteignungen von Unternehmen sowie Säuberungen der Verwaltungs- und Justizbehörden vorbereitet wurde, sei aus Sicht der Propaganda der Nationalsozialismus „vor allem unter dem Aspekt des Kapitalismus und Antikommunismus“ erklärt worden.

Natürlich seien im Westen Deutschlands nicht nur die Propaganda, die neu erlaubten Zeitungen und der Nürnberger Prozess für die Besatzungsmächte hilfreich gewesen. Mit zahlreichen Nachweisen belegt Preysing, wie der zunächst nur latente Antikommunismus in den Westzonen aufgrund des Koreakrieges, in dem die UdSSR durch das Eingreifen der USA daran gehindert wurde, die zuvor japanische Kolonie komplett zu erobern, schon ende der 1940-er Jahre wieder aktiviert wurde und alsbald dazu führte, dass mithilfe der belasteten aber bewährten hochrangigen Fachkräfte Wiederaufbau und wirtschaftlicher Wohlstand vorrangig wurde. Dadurch sollte „die BRD im kalten Krieg zu einem ,Bollwerk‘ gegen den Sozialismus“ aufgebaut und einer kommunistischen Revolution vorgebeugt werden.

Ein bemerkenswertes Propagandastück nennt Philip Preysing die ab 1947 von den Westmächten USA, Großbritannien und Frankreich in ihren Besatzungszonen organisierte Umerziehung des indoktrinierten deutschen Volkes. Über sorgfältig ausgewählte Journalisten, neu gegründete lizenzierte Zeitungen, Verlage und Funkhäuser sei vor allem das kapitalistische, bürgerlich-konservative Weltbild verbreitet worden. Auch mit Einladungen im Rahmen von Besuchsprogrammen für jüngere Funktionseliten seien die USA im Rahmen ihrer Propagandakampagne bei der Vermittlung ihrer Werte in den Medien sehr wirksam gewesen. Dieser Kulturtransfer habe sich auch in den Künsten sowie bei der Umdeutung von Gebräuchen an Feiertagen wie etwa Weihnachten bis heute ausgewirkt.

Nach diesem besonders für deutsche Geschichte gravierenden Exempel über die vielschichtige Verzahnung propagandistischer Methoden referiert Preysing grundsätzlich im Kapitel Wege der Propaganda über die notwendige Massenkontrolle in demokratischen Staatsformen und die Aufgaben der Werbung in industriell geprägten Gesellschaften. Das reicht von einem probaten Rezept zum permanenten Einfluss auf die öffentliche Meinung mittels Gründung eines Forschungsinstituts bis hin zu noch aktuellen Beispielen einseitiger Berichterstattung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen in Bezug auf den Islam oder auch die Ostukraine.

So kommt der Autor auf die Beteiligung der Journalisten an bewusst oder unbewusst einseitiger Berichterstattung, bedingt durch die zunehmende Konkurrenz der Medienhäuser untereinander, dem gleichzeitigen Schrumpfen der Redaktionen und dem Druck zu schlagzeilenträchtigen Meldungen zwecks Steigerung der Auflagen beziehungsweise Zuschauerzahlen. In der zweiten Hälfte des Buches belegt Preysing seine Feststellungen mit z. T. drastischen Beispielen aus noch bestehenden Konflikten (z. B. Ukrainekrieg/Russland, Uiguren/China, dokumenta/Antisemitismus) oder gerade überstandenen Krisen (Corona) dafür, wie durch die Presse die öffentliche Meinung beeinflusst wird. Nach dem ergiebigen Parcours über die zahllosen einfallsreichen Desinformationspraktiken ist der Leser dankbar für die Ratschläge, wie er sich schützen könne.

Manuel Zimmermann